Tierheim Lauterbach - Tierschutzverein Lauterbach e.V. Unser Verein

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Es begann eigentlich mit zwei Frischlingen

Die Geschichte von Verein und Tierheim

Das Tierheim wurde damals von Herrn Bellenbaum und Herrn Reuel betreut und später dann von Herrn Reuel allein. Aber auch er kündigte bald die Arbeit auf. Nach langem Suchen fand man in der Familie Mattern eine Nachfolgeschaft. Herr Mattern war ausgebildeter Hundeführer und seine Frau kümmerte sich um die Säuberung des Heimes und das leibliche Wohl der Tiere. All diese Arbeiten erforderten und erfordern auch heute noch sehr viel Idealismus. Nicht der materielle Lohn ist hier ausschlaggebend bei den Leuten, die sich für diese schwere Arbeit zur Verfügung stellen, sondern die Verbundenheit mit dem Tier und das Pflichtbewusstsein ihm gegenüber. Viele Arbeitsstunden wurden von Familie Mattern geleistet ohne auf den materiellen Erfolg bedacht zu sein.

Obwohl in das Gebäude sehr viel Geld investiert wurde, musste immer wieder festgestellt werden, dass es bei weitem nicht mehr den Erfordernissen entsprach, die an ein modernes Tierheim zu stellen sind. Die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal. Der neue Vorstand sah sich daher vordringlich vor die Aufgabe gestellt, sich nach einem neuen Tierheim umzusehen.

Im Jahre 1975 wurde dem Tierschutzverein Lauterbach von der noch mit Frau Unger befreundeten Witwe des Strickfabrikanten Klier das zum Verkauf stehende Werk in Angersbach zum Umbau für ein Tierheim angeboten. Die Tierschutzvereine Maar, Schotten und Schlitz waren bereit, sich an dem Erwerb und dem Ausbau zu beteiligen. Die Größe des Komplexes hätte auch den Einbau einer Tierpflegerwohnung erlaubt. Auch die Stadt Lauterbach erklärte sich zu einer ihr möglichen finanziellen Hilfe bereit.

Die geforderte Verrentung des Kaufpreises mit monatlich etwa 1.000,00 DM überstieg aber bei weitem die Möglichkeit der Vereine. Hinzu kam, dass das Gebäude auf dem Grund und Boden der Gemeinde Wartenberg im Wege des Erbbaurechtes errichtet wurde und die Gemeinde nicht willens war, ihre Zustimmung zu geben, dort ein Tierheim zu errichten. Der Plan musste daher aufgegeben werden, die Tierschutzvereine Schlitz und Schotten schlossen sich dem Tierheim Alsfeld an und investierten dort ihre Gelder in entsprechende Ausbauten für ihre Zwecke.

Im Laufe der Zeit gelang es Herrn Kreutzer als Rechner, bei sparsamster Bewirtschaftung jährlich kleinere Überschusssummen auf ein Baukonto zu überweisen, um für den "Ernstfall" gerüstet zu sein.

Im Jahre 1979 wurde von der Stadt ein Gelände am Vaitsberg für ein evtl. zu errichtendes Tierheim in Aussicht gestellt. Herr Peters legte der Stadt einen Bauentwurf vor, der Unterbringungsmöglichkeiten für 20 Hunde und 10 Katzen sowie den sonst noch erforderlichen Räumen vorsah. Das Stadtbauamt errechnete die Kosten für ein Heim dieser Größenordnung auf etwa 400.000 bis 500.000 DM. Die Stadt betonte zwar ihr Interesse an diesem Vorhaben, sei aber wegen der fehlenden Mittel nicht in der Lage, eine Lösung herbeizuführen. Die Baufrage stagnierte und in das alte Tierheim wurden weitere Mittel investiert, um es funktionsfähig zu erhalten.

Im Jahre 1982 verstarb der engagierte Tierpfleger Herr Mattern. Ein neuer Tierpfleger war vorerst nicht in Sicht. Frau Mattern versorgte weiterhin treu die verwaisten Tiere. Später unterstützte sie ihre Tochter, Frau Brunhilde Mattern, bei dieser Arbeit. Glücklicherweise fanden sich immer wieder junge Menschen bereit, die Tiere nachmittags auszuführen, um sie für kurze Zeit aus ihrem Gefängnis zu befreien.

Im Herbst 1982 legten dann Frau Mattern und ihre Tochter die Arbeit nieder und es gelang, Frau Marie-Luise Stöppler dazu zu bewegen, die Arbeit zu übernehmen. Sie widmete sich mit viel Engagement der neuen Aufgabe.

Der 1. Vorsitzende, Herr Peters, erkrankte und musste sich für längere Zeit einer Kur unterziehen. Frau Bernhardt griff zusammen mit Frau Peters und dem übrigen Vorstand die Baufrage wieder auf. Der vorhandene Bauentwurf wurde mit Hilfe des städtischen Bauamtes überarbeitet und ein weniger kostenträchtiger Vorentwurf mit bescheideneren Ansprüchen erstellt, der die ursprünglichen Baukosten um die Hälfte reduzierte. Der neue Entwurf wurde durch mehrere engagierte Mitglieder den einzelnen Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung bei einer persönlichen Vorsprache überreicht. Nun geschah das Wunder: alle Fraktionen sagten ihre Bereitschaft zu, an der Verwirklichung dieses Vorhabens mitzuwirken.

Der Gesundheitszustand von Herrn Peters besserte sich nicht, so dass er sich gezwungen sah, in der Hauptversammlung am 30.11.1983 seinen Vorsitz niederzulegen. Während seiner gesamten Tätigkeit als Vorsitzender bemühte er sich um ein neues Tierheim. Leider war ihm der Erfolg nicht beschieden und seine Kraft reichte nicht aus, immer wieder von Neuem zu versuchen, die Hürden zu überwinden. In dieser Hauptversammlung wurde dann ein neuer Vorstand gewählt und Herr Peters verabschiedet.

Es wurden gewählt als 1. Vorsitzende Frau Ferida Jansen, als gleichberechtigte Stellvertreter Frau Gisela Günther und Herr Karl Kreutzer, als 1. Schatzmeisterin Frau Hildegard Lohwasser, als Stellvertreter Herr Lothar Pietsch, als Schriftführerin Frau Renate Böckner, als Stellvertreterin Frau Hannelore Sauer und als Beisitzerin Frau Irmgard Bernhardt, die bisherige 2. Vorsitzende, die darum gebeten hatte, sie aus der vordersten Reihe abzulösen, weiterhin Frau Marie-Luise Stöppler, die bewährte Betreuerin des Tierheims. Als Kassenprüfer wurden Herr Detlef Papenheim und Herr Ernst Hardt bestimmt.

Für den neuen Vorstand galt es nun, die Voraussetzung für den Tierheimneubau zu schaffen.

Jetzt tat sich auch etwas in der Bevölkerung. Der Lionsclub stellte sich der guten Sache zur Verfügung. Es wurden von ihm in den Geschäften Sammelbüchsen aufgestellt, welche die Firma Stabernack zur Verfügung stellte, und um eine Spende für den Tierheimbau geworben.

In der Adventszeit wurde unter den Klängen einer echten Drehorgel auf dem Marktplatz Kaffee und Kuchen verkauft und von den Mitgliedern des Lionsclub eine Tombola durchgeführt. Die ganze Aktion brachte die stattliche Summe von 13.500 DM ein, die dem Vorstand des Tierschutzvereins in einer kleinen Feierstunde überreicht wurde.

Weitere Spenden folgten aus der Bürgerschaft. Der Schäferhundeverein veranstaltete zusammen mit anderen Hundevereinen aus verschiedenen Gemeinden eine Hundevorführung und konnte dem Tierschutzverein 1.000 DM überreichen. Unsere unermüdliche Frau Stöppler besuchte mit ihren Helferinnen Flohmärkte und verkaufte die ihr übergebenen alten Sachen, aus deren Erlös einige Gerätschaften für das neue Tierheim gekauft werden sollten.

Ein ordnungsgemäßer Plan für das neue Tierheim nach der kleineren Version wurde kostenlos von Herrn Architekt Habermehl erstellt.

Da der Verein trotz größter Sparsamkeit nicht mehr als 35.000 DM für das Projekt zur Verfügung stellen konnte, erschien es ihm ein Wagnis, auf dieser schwachen Grundlage den Bau unter eigener Regie zu erstellen. Trotz der zu erwartenden Zuschüsse von Land und Kreis musste zur völligen Finanzierung des Vorhabens ein Darlehen aufgenommen werden.

Die jährlichen Zins- und Tilgungsleistungen wären von dem Tierschutzverein allein nicht zu leisten gewesen, da sowohl die Beiträge als auch die Spenden, die meist nur sporadisch fließen, fast ganz von der reinen Unterhaltung des Betriebs (Futter, Löhne, Versicherungen etc.) verbraucht werden.

Der Vorstand tendierte daher dazu, der Stadt die Bauherrenschaft anzutragen. Dies wurde nicht genehmigt. Stadtverordnetenvorsteher, Herr Dr. Denk, schlug vor, dass die Stadt einen Teil des Schulden- und Zinsendienstes übernehmen und die Bürger aufgerufen werden sollten, den anderen Teil zu tragen.

Als Bauleiter stellte sich Herr Architekt Zinn kostenlos zur Verfügung. Unter diesen Voraussetzungen erklärte sich dann der Vorstand bereit, die Bauherrenschaft zu übernehmen. Ein Aufruf in der Zeitung, den der Stadtverordnetenvorsteher an die Bürger der Stadt richtete, fand den entsprechenden Widerhall.

Das von der Stadt als Bauplatz für ein neues Tierheim in Vorrat gehaltene Gelände wurde vom Vorstand und dem zwischenzeitlich gebildeten Bauausschuss besichtigt, aber als zu klein für das geplante Vorhaben erachtet.

Da Anpachtungs- oder Tauschversuche scheiterten, fand sich die Stadt bereit, dem Tierschutzverein ein weiteres Geländeteil zur Verfügung zu stellen, so dass das gesamte Grundstück nun 4.566 qm umfasst, allerdings mit einer sehr schwierigen Geländestruktur. Das Grundstück wurde dem Tierschutzverein kostenlos in Erbpacht zur Nutzung übergeben.

Die Naturschutzbehörde des Kreises stellte dann zur Bepflanzung des Zaunes entsprechendes Gehölz zur Verfügung. Rasenflächen und Wege mussten angelegt und der Platz von totem Gestrüpp gereinigt werden.

Trotz dieser besonderen Aufgabenstellung ging auch die übliche Arbeit weiter.

Hunde und Katzen wurden im Tierheim aufgenommen und weitervermittelt, Kontrollen durchgeführt und die Hauptversammlung einberufen, Sammlungen organisiert und was ein Tierschutzalltag alles so mit sich bringt.

Nun war es soweit: das neue Tierheim, seit Jahrzehnten erwünscht, es stand. Noch wenige Jahre zuvor hätte kaum einer vom Vorstand geglaubt, dass es so schnell Realität werden würde, dank vielfältiger Unterstützung und der Spendenbereitschaft der Bevölkerung.

Am Freitag, dem 26.10.1984 wurde das Richtfest gefeiert und am 29. September 1985 wurde das neue Tierheim in der Vaitsbergstraße 25 offiziell eingeweiht mit dem Wunsche, dass es den Tieren, die darin Aufnahme finden, immer gut gehen möge, dass verständnisvolle Menschen sie betreuen und die Bevölkerung des Altkreises Lauterbach auch über die Zeit der Einweihung hinaus dem Tierschutzverein hilft, den in Not geratenen Kreaturen so lange eine gute Unterkunft zu gewähren, bis sich tierfreundliche Menschen finden, einem Hund, einer Katze oder was sich auch immer in dem neuen Heim einfinden mag, bei sich zu Hause einen Dauerplatz zu gewähren.

(Der Text ist aus der Einweihungsbroschüre "Neues Tierheim in Lauterbach" aus dem Jahre 1985 und wurde verfasst von Ferida Jansen, die 1994 im Alter von 78 Jahren verstarb und über Jahrzehnte die Arbeit des Tierschutzvereines in Lauterbach prägte
Idee/Gestaltung/Textüberarbeitung: Renate Böckner)

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