Es begann eigentlich mit zwei Frischlingen
Die Geschichte von Verein und Tierheim
...die nach dem Krieg - während der Besatzungszeit - von amerikanischen Soldaten Herrn Hugo Bauhof sen., wohnhaft in der Lauterstraße, in Pflege gegeben und dort im ehemaligen Schweinestall - dem nachfolgenden Tierheim - untergebracht wurden. Diesen Bewohnern folgte dann auch schon einmal dieser oder jener aufgegriffene Hund.
Die Mitglieder der Familie Bauhof kamen 1946 als Flüchtlinge aus dem Sudetenland nach Lauterbach. Herrn Bauhof jun. wurde noch im selben Jahr die Leitung des städtischen Fuhrparks -damals noch mit Pferden - anvertraut, und die Familie bezog das Haus in der Lauterstraße.
Im gleichen Jahr wurde auch Frau Maria Unger mit ihrer Mutter, wie Familie Bauhof aus Komotau stammend, mit dem Flüchtlingsstrom nach Lauterbach verschlagen. Frau Unger war viele Jahre als Sekretärin bei der Dresdner Staatsoper beschäftigt, verfügte über mannigfache musische Talente; aber ihre ganze Liebe galt allem was da kreucht und fleucht. Die Verbundenheit mit der verlorenen Heimat und das Verständnis sowie die Liebe zum Tier führten Frau Unger und Herrn Bauhof sen. bald zusammen.
Frau Unger begann bereits im Jahre 1947, dem Gedanken schutzloser Tiere in Lauterbach eine Heimstatt zu geben. Sie warb und plädierte für notleidende Tiere, sammelte Gelder, und es gelang ihr, etliche Lauterbacher Bürger für den Tierschutzgedanken zu erwärmen. Sie gründete im gleichen Jahr mit 22 Mitgliedern einen Verein, der sich bald auf 65 Tierfreunde erweiterte. Die Kasse füllte sich und es wurden Pläne geschmiedet. 1948 kam die Währungsreform und zerschlug alle Blütenträume. Frau Unger ließ sich nicht entmutigen. Das Grundkapital des Vereins betrug nach der Währungsreform 1,25 DM. Die Not wurde größer. Viele Tiere wurden ausgesetzt.
Im Jahre 1950 verhandelte Frau Unger mit dem damaligen Bürgermeister Geissler wegen überlassung eines Teiles des alten Schweinestalles, um dort eine Notunterkunft für ausgesetzte Tiere einrichten zu können. Ihr wurde die rechte obere Hälfte dieser Stallung zugesprochen.
1951 wurden die ersten Tiere dort untergebracht,
Herr Bauhof sen. übernahm 1953 mit seiner Frau die Pflege der Tiere und auch seine Tochter war aktiv für den Tierschutz tätig. Wegen mangelnden Geldes konnte die Tierunterkunft vorerst nur notdürftig mit 2 Katzen- und 2 Hundeboxen ausgestattet werden, in denen die ersten Findlinge, die Verstoßenen, Ausgehungerten und halb Erfrorenen aufgenommen werden konnten. Jedes Jahr wurde dann ein wenig dazugebaut und so entstand u. a. ein kleines Freigehege mit massiven Hundehütten, das später nicht mehr benutzt werden durfte, weil die Nachbarschaft sich durch das Hundegebell belästigt fühlte. Ein Katzenauslauf wurde eingerichtet und ein Ofen gesetzt. Alles wurde aus eigenen Mitteln finanziert.
Später entschloss sich die Stadtverwaltung dazu, auch noch den vorderen Teil des Stalles und in den 60er Jahren den ganzen Schweinestall dem Tierschutzverein als Tierheim zur Verfügung zu stellen.
Der Ausbau der Tierunterkunft stieß bei der Bevölkerung anfänglich auf sehr viel Unverständnis. Doch es gab glücklicherweise auch Lauterbacber Bürger, welche die Notwendigkeit eines Tierheimes erkannten und durch Geld und Eigenleistungen die Arbeit von Frau Unger unterstützten. Dieses Tierheim in Lauterbach war nach dem Krieg das einzige Heim im weiten Umkreis und beherbergte teilweise bis zu 80 Hunde und 65 Katzen sowie Vögel und Hamster im Laufe eines Jahres.
1953 gab sich der Tierschutzverein für den Kreis Lauterbach eine Satzung. Als 1. Vorsitzender füngierte Herr Amtsgerichtsrat Sauer, Frau Unger betätigte sich als Geschäftsführerin, aber war und blieb der Motor des Vereins. Außer der Betreuung des Tierheimes wurden Futterstellen für Vögel errichtet und im Winter mit Futter versorgt. Mit den Schulen wurde Kontakt aufgenommen und die Lehrer zur Mitarbeit bewegt, um die Jugend für den Tierschutzgedanken zu gewinnen. Die Appelle an die Lehrerschaft des Kreises Lauterbach hatten großen Erfolg. Viele Jugendgruppen, deren Betreuung die Lehrer übernahmen, wurden gegründet, vor allem auch auf den Dörfern. Auch mit den Bürgermeistern wurde Kontakt aufgenommen und dazu aufgefordert, die Gründung örtlicher Tierschutzvereine zu unterstützen.
Herr Reg. Vetr. Rat Dr. Bernhardt übernahm die gesundheitliche Betreuung des Tierheimes und Herr Dr. Möver später die medizinische Betreuung.
1958 übernahm Herr Revierförster Heuser den Vorsitz des Tierschutzvereins. Die Jahreshauptversammlungen wurden gut besucht und man konnte zuweilen bis zu 90 Personen begrüßen. Die Arbeit des Tierschutzvereins wurde über die Grenzen Lauterbachs gewürdigt, als vorbildlich bezeichnet und die tätige Bereitschaft der Lauterbacher Tierfreunde gelobt.
Unter der Mitwirkung von Herrn Heuser wurde die Deutsche Waldjugend mit der Tierschutzjugend zu einer Jugendtierschutzgruppe zusammengefasst. Dies alles wurde möglich, weil junge Lehrer sich mit viel Idealismus der Arbeit zu Verfügung stellten. Einige seien hier genannt: Stud.-Rat Fritscher, Lehrer Rössler, Lehrer Hanitsch, Lehrer Eurich, Lehrer Mayr, Lehrer Rühl, Lehrer König, Lehrer Golle, Lehrer Heinze u.a.m.
Eine besondere Aufgabe fiel dem Tierschutzverein Lauterbach zu, als im Sommer 1961 der damals in Lauterbach gastierende "Zirkus Paula Busch" mit ca. 60 Tieren, darunter Hunde- und Löwengruppen, wertvolle Lipizzaner und etwa 30 Menschen, in Konkurs ging. Alle Künstler und Mitarbeiter des Zirkus wurden von heute auf morgen arbeitslos. Die Futterversorgung der Tiere war in Frage gestellt. Der Tierschutzverein und der Reit- und Fahrverein gaben einen Aufruf in die Zeitung und warben bei der Bevölkerung um Hilfe. Dies löste eine Welle großer Hilfsbereitschaft aus. Die Stadt, der Kreis, der Tierschutzverein Lauterbach und die Reiterjugend sowie die Bevölkerung bemühten sich damals, die Verpflegung für Menschen und Tiere des aufgelösten Zirkus zu beschaffen.
Der damalige 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins, Herr Heuser, bemühte sich zusammen mit Frau Unger, mit anderen Vereinen in Friedberg, Hanau und Frankfurt Verbindung aufzunehmen und baten mit Erfolg um Futterspenden. Jeden 2. Tag konnte per LKW aus dem Schlachthof in Frankfurt Fleisch herangeschafft werden. Der Südwestfunk kam nach Lauterbach und ein Reporter filmte hier eine Hundegruppe. Der Film brachte etliche Tausend Mark ein, die den Notleidenden zuflossen. So fanden die hier Gestrandeten 6 Wochen lang in Lauterbach leibliche und finanzielle Unterstützung, bis die Gruppen wieder Arbeit oder sonstwie ein Unterkommen fanden, und von Lauterbach abziehen konnten.
1961 gab Herr Bauhof zusammen mit seiner Frau die Tierpflege aus gesundheitlichen Gründen ab, bis dann Herr Schell die Arbeit übernahm. Ihm folgten Herr Bellenbaum und Herr Reuel.
1962 wurde in dem Tierheim mit staatlichen Geldern eine Quarantänebox eingerichtet.
1963 musste der 1. Vorsitzende, Herr Heuser, seinen Vorsitz wegen Arbeitsüberlastung zur Verfügung stellen. Daraufhin übernahm Frau Unger den 1. Vorsitz.
1964 kam Herr Studienrat Fritscher als 2. Vorsitzender in den Vorstand. Als Vertreterin von Frau Unger wurde Frau Kratz gewählt und Herr Lehrer Rössler übernahm die Vertretung des 2. Vorsitzenden.
1967 folgten weitere Veränderungen im Tierheim: Der Fußboden musste erneuert werden. Für die Ausgaben wurden keine öffentlichen Mittel bereitgestellt und Frau Unger steckte einen großen Teil ihrer eigenen Ersparnisse in das Tierheim.
1970 wurde der Tierschutzverein Lauterbach in das Vereinsregister eingetragen und vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt.
Als sich dann die Schulreform durchzusetzen begann und die Lehrkräfte aus den Gemeinden abgezogen und in den Mittelpunktschulen eingesetzt wurden, ging die Arbeit zurück; besonders auf dem flachen Land, da in den Dörfern kein Verbindungsmann mehr zum Tierschutzverein vorhanden war, der vor allem auch die Jugendgruppen weiter betreuen konnte. Die Tierschutzarbeit stagnierte; auch das Interesse der Mitglieder ließ nach. Verzweifelt schrieb damals Frau Unger einem Tierfreund: "Es ist kein Mensch mehr zu finden, der ehrenamtlich eine Arbeit übernimmt. Es ist schwer, befürchten zu müssen, dass das Werk nach 27 Jahren härtesten Einsatzes und Aufopferung zugrunde gehen muss."
Rückblickend kann gesagt werden, dass die 50er und 60er Jahre die erfolgreichsten Jahre des Tierschutzvereines Lauterbach waren. Viel war geschaffen worden; viele Menschen - vor allem aber junge Menschen - wurden mobilisiert und aktiviert dank der damals noch engagierten Lehrerschaft.
Zuletzt stand Frau Unger nur noch mit ein paar Getreuen alleine da. Die Arbeit und die Sorgen aber waren nicht weniger geworden. In der Zwischenzeit hatten die Tierschutzvereine in anderen Regionen mit kommunaler Hilfe bald aufgeholt und Lauterbach überflügelt. Überall entstanden gut ausgerüstete Tierheime und die Arbeit konnte dort effektiver gestaltet werden.
Am 10. April 1974 wurde Frau Unger aus dieser Welt abberufen, 74-jährig, kurz vor der Überreichung des Bundesverdienstkreuzes. Ihre ganze Arbeit war verwaist und in Frage gestellt. Sie war eine ungewöhnliche Frau. In ihr war schon sehr früh das Wissen über die Zusammenhänge des Lebens in der Umwelt und Natur lebendig; lange bevor dieser Gedanke in der breiten öffentlichkeit Fuß gefasst hatte. Der Tierschutzverein hat in ihr ein großes Vorbild und wird ihr Andenken in Ehren halten.
Der damalige Verbandsvorsitzende, Herr Probst, berief zusammen mit Herrn Dipl.-Volkswirt Jürgen Peters am 29. Mai 1974 eine außerordentliche Mitgliederversammlung ein, um über die Zukunft des Vereins - vor allem aber über das Schicksal des Tierheims und seiner Insassen - zu beraten. Da der Vorsitz verwaist war und auch die übrigen Vorstandsmitglieder um Entlastung baten, musste ein neuer Vorstand gewählt werden. An Herrn Peters wurde die Bitte herangetragen, den Vorsitz zu übernehmen. Frau Irmgard Bernhardt wurde als 2.Vorsitzende vorgeschlagen; Herr Karl Kreutzer übernahm die Kassengeschäfte und Frau Ferida Jansen die Schriftführung. Alle vorgeschlagenen Personen wurden einstimmig gewählt und somit konnte das von Frau Unger begonnene Werk fortgeführt werden.
Das Tierheim wurde damals von Herrn Bellenbaum und Herrn Reuel betreut und später dann von Herrn Reuel allein. Aber auch er kündigte bald die Arbeit auf. Nach langem Suchen fand man in der Familie Mattern eine Nachfolgeschaft. Herr Mattern war ausgebildeter Hundeführer und seine Frau kümmerte sich um die Säuberung des Heimes und das leibliche Wohl der Tiere. All diese Arbeiten erforderten und erfordern auch heute noch sehr viel Idealismus. Nicht der materielle Lohn ist hier ausschlaggebend bei den Leuten, die sich für diese schwere Arbeit zur Verfügung stellen, sondern die Verbundenheit mit dem Tier und das Pflichtbewusstsein ihm gegenüber. Viele Arbeitsstunden wurden von Familie Mattern geleistet ohne auf den materiellen Erfolg bedacht zu sein.
Obwohl in das Gebäude sehr viel Geld investiert wurde, musste immer wieder festgestellt werden, dass es bei weitem nicht mehr den Erfordernissen entsprach, die an ein modernes Tierheim zu stellen sind. Die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal. Der neue Vorstand sah sich daher vordringlich vor die Aufgabe gestellt, sich nach einem neuen Tierheim umzusehen.
Im Jahre 1975 wurde dem Tierschutzverein Lauterbach von der noch mit Frau Unger befreundeten Witwe des Strickfabrikanten Klier das zum Verkauf stehende Werk in Angersbach zum Umbau für ein Tierheim angeboten. Die Tierschutzvereine Maar, Schotten und Schlitz waren bereit, sich an dem Erwerb und dem Ausbau zu beteiligen. Die Größe des Komplexes hätte auch den Einbau einer Tierpflegerwohnung erlaubt. Auch die Stadt Lauterbach erklärte sich zu einer ihr möglichen finanziellen Hilfe bereit.
Die geforderte Verrentung des Kaufpreises mit monatlich etwa 1.000,00 DM überstieg aber bei weitem die Möglichkeit der Vereine. Hinzu kam, dass das Gebäude auf dem Grund und Boden der Gemeinde Wartenberg im Wege des Erbbaurechtes errichtet wurde und die Gemeinde nicht willens war, ihre Zustimmung zu geben, dort ein Tierheim zu errichten. Der Plan musste daher aufgegeben werden, die Tierschutzvereine Schlitz und Schotten schlossen sich dem Tierheim Alsfeld an und investierten dort ihre Gelder in entsprechende Ausbauten für ihre Zwecke.
Im Laufe der Zeit gelang es Herrn Kreutzer als Rechner, bei sparsamster Bewirtschaftung jährlich kleinere Überschusssummen auf ein Baukonto zu überweisen, um für den "Ernstfall" gerüstet zu sein.
Im Jahre 1979 wurde von der Stadt ein Gelände am Vaitsberg für ein evtl. zu errichtendes Tierheim in Aussicht gestellt. Herr Peters legte der Stadt einen Bauentwurf vor, der Unterbringungsmöglichkeiten für 20 Hunde und 10 Katzen sowie den sonst noch erforderlichen Räumen vorsah. Das Stadtbauamt errechnete die Kosten für ein Heim dieser Größenordnung auf etwa 400.000 bis 500.000 DM. Die Stadt betonte zwar ihr Interesse an diesem Vorhaben, sei aber wegen der fehlenden Mittel nicht in der Lage, eine Lösung herbeizuführen. Die Baufrage stagnierte und in das alte Tierheim wurden weitere Mittel investiert, um es funktionsfähig zu erhalten.
Im Jahre 1982 verstarb der engagierte Tierpfleger Herr Mattern. Ein neuer Tierpfleger war vorerst nicht in Sicht. Frau Mattern versorgte weiterhin treu die verwaisten Tiere. Später unterstützte sie ihre Tochter, Frau Brunhilde Mattern, bei dieser Arbeit. Glücklicherweise fanden sich immer wieder junge Menschen bereit, die Tiere nachmittags auszuführen, um sie für kurze Zeit aus ihrem Gefängnis zu befreien.
Im Herbst 1982 legten dann Frau Mattern und ihre Tochter die Arbeit nieder und es gelang, Frau Marie-Luise Stöppler dazu zu bewegen, die Arbeit zu übernehmen. Sie widmete sich mit viel Engagement der neuen Aufgabe.
Der 1. Vorsitzende, Herr Peters, erkrankte und musste sich für längere Zeit einer Kur unterziehen. Frau Bernhardt griff zusammen mit Frau Peters und dem übrigen Vorstand die Baufrage wieder auf. Der vorhandene Bauentwurf wurde mit Hilfe des städtischen Bauamtes überarbeitet und ein weniger kostenträchtiger Vorentwurf mit bescheideneren Ansprüchen erstellt, der die ursprünglichen Baukosten um die Hälfte reduzierte. Der neue Entwurf wurde durch mehrere engagierte Mitglieder den einzelnen Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung bei einer persönlichen Vorsprache überreicht. Nun geschah das Wunder: alle Fraktionen sagten ihre Bereitschaft zu, an der Verwirklichung dieses Vorhabens mitzuwirken.
Der Gesundheitszustand von Herrn Peters besserte sich nicht, so dass er sich gezwungen sah, in der Hauptversammlung am 30.11.1983 seinen Vorsitz niederzulegen. Während seiner gesamten Tätigkeit als Vorsitzender bemühte er sich um ein neues Tierheim. Leider war ihm der Erfolg nicht beschieden und seine Kraft reichte nicht aus, immer wieder von Neuem zu versuchen, die Hürden zu überwinden. In dieser Hauptversammlung wurde dann ein neuer Vorstand gewählt und Herr Peters verabschiedet.
Es wurden gewählt als 1. Vorsitzende Frau Ferida Jansen, als gleichberechtigte Stellvertreter Frau Gisela Günther und Herr Karl Kreutzer, als 1. Schatzmeisterin Frau Hildegard Lohwasser, als Stellvertreter Herr Lothar Pietsch, als Schriftführerin Frau Renate Böckner, als Stellvertreterin Frau Hannelore Sauer und als Beisitzerin Frau Irmgard Bernhardt, die bisherige 2. Vorsitzende, die darum gebeten hatte, sie aus der vordersten Reihe abzulösen, weiterhin Frau Marie-Luise Stöppler, die bewährte Betreuerin des Tierheims. Als Kassenprüfer wurden Herr Detlef Papenheim und Herr Ernst Hardt bestimmt.
Für den neuen Vorstand galt es nun, die Voraussetzung für den Tierheimneubau zu schaffen.
Jetzt tat sich auch etwas in der Bevölkerung. Der Lionsclub stellte sich der guten Sache zur Verfügung. Es wurden von ihm in den Geschäften Sammelbüchsen aufgestellt, welche die Firma Stabernack zur Verfügung stellte, und um eine Spende für den Tierheimbau geworben.
In der Adventszeit wurde unter den Klängen einer echten Drehorgel auf dem Marktplatz Kaffee und Kuchen verkauft und von den Mitgliedern des Lionsclub eine Tombola durchgeführt. Die ganze Aktion brachte die stattliche Summe von 13.500 DM ein, die dem Vorstand des Tierschutzvereins in einer kleinen Feierstunde überreicht wurde.
Weitere Spenden folgten aus der Bürgerschaft. Der Schäferhundeverein veranstaltete zusammen mit anderen Hundevereinen aus verschiedenen Gemeinden eine Hundevorführung und konnte dem Tierschutzverein 1.000 DM überreichen. Unsere unermüdliche Frau Stöppler besuchte mit ihren Helferinnen Flohmärkte und verkaufte die ihr übergebenen alten Sachen, aus deren Erlös einige Gerätschaften für das neue Tierheim gekauft werden sollten.
Ein ordnungsgemäßer Plan für das neue Tierheim nach der kleineren Version wurde kostenlos von Herrn Architekt Habermehl erstellt.
Da der Verein trotz größter Sparsamkeit nicht mehr als 35.000 DM für das Projekt zur Verfügung stellen konnte, erschien es ihm ein Wagnis, auf dieser schwachen Grundlage den Bau unter eigener Regie zu erstellen. Trotz der zu erwartenden Zuschüsse von Land und Kreis musste zur völligen Finanzierung des Vorhabens ein Darlehen aufgenommen werden.
Die jährlichen Zins- und Tilgungsleistungen wären von dem Tierschutzverein allein nicht zu leisten gewesen, da sowohl die Beiträge als auch die Spenden, die meist nur sporadisch fließen, fast ganz von der reinen Unterhaltung des Betriebs (Futter, Löhne, Versicherungen etc.) verbraucht werden.
Der Vorstand tendierte daher dazu, der Stadt die Bauherrenschaft anzutragen. Dies wurde nicht genehmigt. Stadtverordnetenvorsteher, Herr Dr. Denk, schlug vor, dass die Stadt einen Teil des Schulden- und Zinsendienstes übernehmen und die Bürger aufgerufen werden sollten, den anderen Teil zu tragen.
Als Bauleiter stellte sich Herr Architekt Zinn kostenlos zur Verfügung. Unter diesen Voraussetzungen erklärte sich dann der Vorstand bereit, die Bauherrenschaft zu übernehmen. Ein Aufruf in der Zeitung, den der Stadtverordnetenvorsteher an die Bürger der Stadt richtete, fand den entsprechenden Widerhall.
Das von der Stadt als Bauplatz für ein neues Tierheim in Vorrat gehaltene Gelände wurde vom Vorstand und dem zwischenzeitlich gebildeten Bauausschuss besichtigt, aber als zu klein für das geplante Vorhaben erachtet.
Da Anpachtungs- oder Tauschversuche scheiterten, fand sich die Stadt bereit, dem Tierschutzverein ein weiteres Geländeteil zur Verfügung zu stellen, so dass das gesamte Grundstück nun 4.566 qm umfasst, allerdings mit einer sehr schwierigen Geländestruktur. Das Grundstück wurde dem Tierschutzverein kostenlos in Erbpacht zur Nutzung übergeben.
Die Naturschutzbehörde des Kreises stellte dann zur Bepflanzung des Zaunes entsprechendes Gehölz zur Verfügung. Rasenflächen und Wege mussten angelegt und der Platz von totem Gestrüpp gereinigt werden.
Trotz dieser besonderen Aufgabenstellung ging auch die übliche Arbeit weiter.
Hunde und Katzen wurden im Tierheim aufgenommen und weitervermittelt, Kontrollen durchgeführt und die Hauptversammlung einberufen, Sammlungen organisiert und was ein Tierschutzalltag alles so mit sich bringt.
Nun war es soweit: das neue Tierheim, seit Jahrzehnten erwünscht, es stand. Noch wenige Jahre zuvor hätte kaum einer vom Vorstand geglaubt, dass es so schnell Realität werden würde, dank vielfältiger Unterstützung und der Spendenbereitschaft der Bevölkerung.
Am Freitag, dem 26.10.1984 wurde das Richtfest gefeiert und am 29. September 1985 wurde das neue Tierheim in der Vaitsbergstraße 25 offiziell eingeweiht mit dem Wunsche, dass es den Tieren, die darin Aufnahme finden, immer gut gehen möge, dass verständnisvolle Menschen sie betreuen und die Bevölkerung des Altkreises Lauterbach auch über die Zeit der Einweihung hinaus dem Tierschutzverein hilft, den in Not geratenen Kreaturen so lange eine gute Unterkunft zu gewähren, bis sich tierfreundliche Menschen finden, einem Hund, einer Katze oder was sich auch immer in dem neuen Heim einfinden mag, bei sich zu Hause einen Dauerplatz zu gewähren.
(Der Text ist aus der Einweihungsbroschüre "Neues Tierheim in Lauterbach" aus dem Jahre 1985 und wurde verfasst von Ferida Jansen, die 1994 im Alter von 78 Jahren verstarb und über Jahrzehnte die Arbeit des Tierschutzvereines in Lauterbach prägte
Idee/Gestaltung/Textüberarbeitung: Renate Böckner)
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