Händlergarantie?
Etwas zum Nachdenken
Es kommt hin und wieder vor, dass ein Tier kurz nach dem Abholen aus dem Tierheim im neuen Heim krank wird. Meist heißt es in einem solchen Fall: "Wie können die vom Tierheim ein krankes Tier abgeben? oder auch: "Wieso hat der Tierarzt diese Erkrankung nicht bei der Abschlussuntersuchung erkannt?" Mancher geht sogar soweit, uns dieses Tier dann vorwurfsvoll zurückzubringen.
Es handelt sich hier aber um Lebewesen und nicht um Gebrauchtwagen, für die man eine Händlergarantie bekommt. Unfairerweise wird uns dann die Verantwortung zugeschoben - oft auch noch für eine Erkrankung, die erst Monate nach der Vermittlung des Tieres auftritt!
Aber vielleicht sind solche Leute auch eher gedankenlos und haben sich nie überlegt, welche Tiere das denn überhaupt sind, die in Tierheime abgeschoben werden?
Ein Tier, welches abgegeben wird, ist erstmal unerwünscht. Es hat oft einiges mitgemacht, ist misshandelt, herumgereicht oder ausgesetzt worden oder wurde als mutterloses Tierbaby zu uns gebracht. Das bedeutet: vorherrschend stehen fast alle unsere Tiere unter starkem Stress (Katzen noch mehr als Hunde). Sie kommen in eine fremde und für sie unheimliche Umgebung, meist erst einmal in einen Käfig bzw. Quarantänezwinger, den sie für längere Zeit nicht verlassen dürfen. Sie haben danach ständig andere Menschen und Tiere um sich herum, zwangsläufig sind bei einem größeren Bestand auch kranke Tiere dabei, es herrscht also ein ziemlicher Infektionsdruck (durchaus auch mit Bazillen von Menschen!).
Durch den Stress sind diese Tiere anfälliger als solche, die immer im selben Haushalt leben, insbesondere die ganz Jungen. Impfungen können auch nicht alles verhindern. Erstens kann man nicht gegen alles impfen, zweitens dauert es auch eine gewisse Zeit, bis ein belastungsfähiger Impfschutz überhaupt aufgebaut werden kann.
Passiert es nun, dass ein frisch vermitteltes Tier nach einigen Tagen im neuen Zuhause plötzlich krank wird, kann sich eigentlich jeder denken: die neuerliche Umstellung ist wieder Stress für das Tier und führt zum Ausbruch einer vielleicht schon latent vorhandenen Infektion. Die wäre im Tierheim vielleicht noch nichtmal ausgebrochen, wenn das Tier sich dort inzwischen einigermaßen wohl gefühlt hat. Die "Schuld" liegt dann aber nicht beim Tierheim oder beim Tierarzt, sondern in der Natur der Sache.
Bluttests und Röntgenaufnahmen können nur bei Verdacht oder besonderem Bedarf durchgeführt werden, routinemäßig für alle Tiere wäre es viel zu teuer. Die Versorgung und tierärztliche Betreuung der Tiere kosten das Tierheim auch so schon eine Menge Geld.
Deshalb ist es sehr unfair, wenn man wirklich das Pech hatte, dass einem das neue Tier gleich erkrankt, es so darzustellen, als wären die Tierheimleute oder gar der Arzt unfähig und pflichtvergessen. Leider stoßen auch grade die behandelnden Tierärzte, zu denen die Tierbesitzer dann gehen, ins gleiche Horn. Die müssten es eigentlich besser wissen, da sie die Zusammenhänge aufgrund ihrer Ausbildung kennen sollten.
Wie ich an anderer Stelle schon bemerkt habe: wir verdienen, auch wenn manche das zu glauben scheinen, nichts an der Tiervermittlung! Wenn unsere ganzen Kosten damit abgedeckt werden sollten, müssten wir für jedes einzelne Tier - egal ob Rennmaus, Goldhamster, Ratte, Meerschweinchen, Kaninchen, Kanarienvogel, Wellensittich, Katze oder Hund - fast 500 Euro verlangen! Da kann man sich ja leicht ausrechnen, was der Verein drauflegt und über Spenden "zusammen betteln" muss.
Das Schlimmste ist aber dabei: vielen Leuten tut es ja nicht mal um das krankgewordene Tier leid. Nein - es geht da einzig und alleine ums Geld, denn die wichtigste Frage ist fast immer: und wer ersetzt mir jetzt die Tierarztkosten?!
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